Echter Rassehund, „richtige“ Papiere und Qualitätszucht

Echter Rassehund oder doch ein Mischling? Was sind die „richtigen“ Papiere?

Dieser Artikel behandelt die Fragen, welche Papiere die „Richtigen“ sind,  ob es sich um einen echten Rassehund oder doch einen Mischling handelt. Aber auch nach Anerkennung in Zuchtvereinen, Dissidenzzucht und Vermehrern und ob Papiere eine hohe Qualität in der Hundezucht garantieren.  Da diese Themen in den sozialen Medien vielfach heiß diskutiert werden, wollen wir etwas Licht ins Dunkel bringen.

Achtung!!!! Satire Voraus !!!

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Unser Artikel beginnt diesmal mit einem Sketch, der einerseits informieren soll und andererseits aufzeigen möchte, welcher Umgangston in den sozialen Medien oftmals herrscht. Auch, wie Halbwissen verbreitet wird.

Also bitte, dieser Sketch soll niemanden angreifen, nur aufzeigen.  Daher gilt: Wer Satire findet, darf sie gerne behalten. Nach dem Sketch wird es zunächst einige Begriffserklärungen geben, natürlich gut verlinkt zum Weiterinformieren sowie eine kurze Zusammenfassung. Und im Anschluss daran haben wir ein kleines Quiz vorbereitet.

*Die Personen und die Handlung sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

**Schäferhund und Mops werden hier als Stellvertreter für ihre  Artgenossen benutzt, es handelt sich nur um Beispiele. Es geht nicht darum, einzelne Hunderassen anzugreifen!

Anmerkung: Der hier aufgeführte Dialog soll in keiner Weise FCI, VDH, SV oder andere Verbände, Vereine, Hunderassen oder Mischlinge, Züchter oder Halter in ein schlechtes Licht rücken. Wir sind dem gegenüber neutral eingestellt. Es geht rein um die Situation selbst, die hier sehr überspitzt und klischeehaft dargeboten wird, da solche Diskussionen häufig in den sozialen Medien anzutreffen sind.

Jeder kennt sicherlich folgende dargestellte Situation: Herr Nais geht mit seinem Schäferhund spazieren und trifft Frau Bäsch, die ihren Mops in einer Tasche herumträgt.

Frau Bäsch:                        Oh, so ein hübscher Schäferhund. Ist der reinrassig?

Herr Nais:                           Danke. Ja, er ist ein reinrassiger Altdeutscher Schäferhund.

Frau Bäsch zieht die rechte Augenbraue nach oben. Ihr Mops Fifilotta kläfft und grunzt aus der gehobenen Position herab.

Frau Bäsch:                        Ein Altdeutscher Schäferhund also. Aha! Eigentlich heißt es ja Deutscher Schäferhund in Langstockhaar. Einen Altdeutschen Schäferhund gibt es nicht. Sicherlich hat er Papiere, oder nicht? Wer ist denn der Züchter?

Herr Nais:                           Ja, Bruce hat Papiere. Der Zwinger heißt „vom Kloppenhof“. Kennen Sie den?

Frau Bäsch:                        Also ich kenn mich ja in solchen Dingen super aus. Aber Kloppenhof… Der gehört aber nicht zum SV. Sie wissen ja, der SV ist der FCI angeschlossen.

Herr Gscheidmeier, der eben mit seiner Schäferhündin Gassi geht, mischt sich in das Gespräch ein.

Herr Gscheidmeier:       Nein, der Kloppenhof gehört sicherlich mitnichten zum SV. Diese elendigen Vermehrer. Schämen sollten Sie sich, dass Sie von dort einen Hund kaufen. Solche Leute auch noch unterstützen. Pfui Deifel.

Herr Gscheidmeier streichelt seiner Hündin über das lange Fell der extrem nach unten gezüchteten Hinterhand. Herr Nais blickt verdutzt drein. Sein Rüde Bruce setzt sich brav neben seinem Herrchen ab.

Frau Gafferl-Haimerlich, die das Gespräch von ihrem Garten aus mitbekommt, holt sich eine Schüssel Popcorn und macht es sich – für die Beteiligten unsichtbar – hinter der Gartenhecke bequem.

Herr Gscheidmeier:       Also MIR kommen nur reinrassige Deutsche Schäferhunde mit 1A Stammbaum in Haus. Genauso wie meine Schönheit hier, Barbie vom Froschhof, dreimalige Siegerin im In-, Aus- und Umland sowie Best of Show und Best of Breed. Da können Sie nicht mithalten, mit Ihrem Mischling, gell Herr Nais?

Herr Gscheidmeier tätschelt seine Barbie.

 Frau Bäsch:                       Da sehen Sie’s. DAS ist ein richtiger Schäferhund, Herr Nais. Mit richtigen Papieren. Nicht dieses gemauschelte unnütze Klopapier. Hätten Sie lieber einen Hund aus dem Tierheim geholt, anstatt einen Vermehrer zu unterstützen. Da könnt ich mich sowas von aufregen, wissen Sie. Fifilotta, jetzt sei doch mal still. Mamilein passt schon auf dich auf.  Jedenfalls, Herr Nais, haben Sie sich überhaupt Gedanken gemacht, ob ihr Hund gesund ist?

Herr Nais blickt von seinem athletischen Bruce zu Krummrückenbarbie und Atemnotfifilotta.

Herr Nais:                           Nun, immerhin besitzt mein Bruce einen EU-Heimtierausweis. Der ist amtlich anerkannt, also vor dem Gesetz. Können Sie dies von Ihren Vereinen und Verbänden auch sagen? Nur, weil jemand außerhalb dieser Vereinigungen züchtet, muss das noch lange nicht schlecht sein.

Herr Nais blickt zu Bruce, der von den anderen Hunden und dem menschlichen Gezanke völlig unbeeindruckt scheint.

Herr Gscheidmeier:       Trotzdem sind und bleiben es alle Vermehrer. ALLE!

Herr Vaganza stolziert auf der anderen Straßenseite mit seinem exquisiten Blue-Line Labbi mit dem eitlen Namen „Porsche“ vorbei und verschwindet hinter der nächsten Biegung.

Herr Gscheidmeier:       Noch so ein Vermehrerfreund.

Herr Gscheidmeier spuckt verächtlich auf den Boden.

Frau Bäsch:                        Eine bodenlose Frechheit sowas. Weiß doch heutzutage wirklich JEDER dank der tollen Aufklärung auf Fratzebook, dass alle blauen oder silbernen Hunde krank sind, weil sie einen Gendefekt haben und alle CDA kriegen. Wofür haben wir denn in unseren Zuchtvereinen Rassestandards und Vorschriften, wenn es immer so geldgierige Leute gibt, die auf Kosten der armen Tiere fleißig weitervermehren und sich nicht einmal an Vorgaben halten.

Herr Nais:                           Also, ich bevorzuge zur Meinungsbildung lieber Bücher oder wissenschaftliche Seiten als Beiträge von selbsternannten Experten in Foren. Und das Dilute-Gen selbst macht auch nicht krank, sondern ist lediglich eine Farbvariante. Sehr selten tritt CDA überh…

Frau Bäsch unterbricht Herrn Nais.

Frau Bäsch:                        So ein Gewäsch, Herr Nais. Das ist ein Gendefekt und BASTA.

Herr Gscheidmeier:       Blau ist eine Fehlfarbe. Die gehört eliminiert. Qualzucht ist sowas. Früher haben wir solche Welpen…

Frau Bäsch fällt Herrn Gscheidmeier ins Wort.

Frau Bäsch:                        Genau, und Qualzucht ist verboten. Deswegen kauft man ja beim RICHTIGEN Züchter. Damit man gesunde Hunde bekommt.

Herr Nais:                           Sehr richtig. Wenn ich mir meinen „Mischling“ so ansehe und dann ihre beiden Rassehunde, muss ich mich schon fragen, wer hier den gesünderen Hund hat. Mein Bruce kann wenigstens beschwerdefrei laufen. Bei Ihren Hunden tut schon das Zusehen bzw. Zuhören weh.

Herr Gscheidmeier und Frau Bäsch schnappen empört nach Luft.

Herr Nais:                           Außerdem, verehrter Herr Gscheidmeier, wussten Sie, dass der SV noch vor wenigen Jahren die Langstockhaarvariante ausgeschlossen hatte? Nun werden Langhaarige ebenfalls im SV gezüchtet. Warum ist das wohl so?

Frau Habacht, die gerade die Hofeinfahrt gegenüber zusammenkehrt, plärrt herüber.

Frau Habacht:                   Und, wie mir zu Ohren gekommen ist, Herr Gscheidmeier, ist in der Linie Ihrer geliebten Barbie HD vertreten. Herr Snobtschik, der Barbies Halbbruder hatte, musste diesen aufgrund hochgradiger HD mit nur zwei Jahren einschläfern lassen. Ach ja, und Frau Tschimicki hat bei ihrer Hündin, eine Wurfschwester Barbies, einen Vaterschaftstest machen lassen. Jaja, mein Lieber, auch solche Sachen können passieren. Es menschelt.

Herr Gscheidmeier ist mittlerweile puterrot angelaufen und muss sich nun schwer zurückhalten. Seine Barbie hoppelt unsicher hin und her und bellt lautstark. Frau Bäschs Mops grunzt und bellt heiser röchelnd vor sich hin.

Frau Bäsch:                        Ach, das sind Einzelfälle. Beim Vermehrer passiert das ja dauernd. Da fehlen halt sämtliche Gesundheitsuntersuchungen.

Herr Nais:                           Wissen Sie, mein Bruce mag zwar keinen FCI-oder SV-konformen Stammbaum haben, aber er hat ein vollständiges genetisches Profil, die seine Gesundheit und seine Rassereinheit bestätigen. Und auch außerhalb dieser Vereine gibt es HD/ED Untersuchungen. Stellen Sie sich das mal vor. Es gibt auch in der Dissidenz anständige Züchter.

Bruce, sichtlich gelangweilt, steht auf und beginnt am Boden herumzuschnüffeln.

Herr Gscheidmeier:       NEIN! DIE GIBT ES NICHT!!! WAGEN SIE ES JA NICHT….SIE VERKAPPTER RASSIST, SIE!!

Frau Bäsch:                        Aber, aber! Kein Grund gleich so laut zu werden, mein Lieber. Wir sind doch alles erwachsene Leute hier.

Herr Gscheidmeier:       AUF WELCHER SEITE STEHEN SIE EIGENTLICH, SIE VERRÄTERISCHES WEIBS…

Bruce hebt sein rechtes Hinterbein und erleichtert sich an Herrn Gscheidmeiers Hose.

Herr Gscheidmeier:       DAS WERDEN SIE BEREUEN, SIE UND IHRE KREATUR.

Herr Gscheidmeier stampft nassen Schrittes und laut schimpfend davon, Barbie hoppelt hinterher.  Frau Bäsch und Fifilotta hat es die Sprache verschlagen.

Herr Nais:                           So leid es mir tut, aber meine Zeit ist knapp. Ich möchte noch meine Freundin besuchen. Vanilla Schäferl. Sie züchtet Australian Shepherds im VDH und hat gerade einen Wurf überwiegend Merlefarbener. Meine Damen, ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Sonntag.

Herr Nais zieht den Hut. Er nickt Bruce zu, der ihm bei Fuß folgt.

Frau Bäsch:                        Aber, aber… Merle ist doch ein Gendefekt…

Nun, da in dem Satiretext doch einige Abkürzungen und Fachbegriffe gefallen sind, möchte ich diese hier kurz erklären. Nun geht’s ins Eingemachte:

SV: Der Schäferhundverein ist der Hauptverband für Deutsche Schäferhunde und gliedert sich in Ortsverbände. Er ist dem VDH angeschlossen.

VDH: Der Verband für das Deutsche Hundewesen ist der Dachverband für 175 angeschlossene Mitgliedsvereine, betreut 250 verschiedene Hunderassen und repräsentiert Deutschland in der FCI.

FCI: Die Fédération Cynologique Internationale umfasst 99 Mitgliedsländer und ist die Weltorganisation der Kynologie mit derzeit 349 von ihr anerkannten Hunderassen.

HD: Die Hüftgelenksdysplasie ist eine multifaktoriell (und oft auch genetisch) bedingte Gelenkerkrankung, die mit einer Deformation des Hüftgelenks einhergeht. Oberschenkelpfanne und Hüftgelenkskopf passen nicht mehr richtig ineinander. Sie äußert sich durch Schmerzen und zunehmende Bewegungsbeeinträchtigung. Oftmals sind operative Eingriffe notwendig. Eine Erfolgsquote kann nicht garantiert werden.

ED: Die Ellbogengelenksdysplasie ist eine multifaktoriell und oftmals erblich bedingte, in der Wachstumsphase auftretende degenerative Erkrankung des Ellbogengelenks. Sie geht mit Lahmheit und Schmerzen in den Vordergliedmaßen einher und muss oftmals operiert werden.

Weitere Informationen zu HD und ED beim Deutschen Schäferhund

Dilute: Das Dilutegen ist ein Farbverdünnungsgen bzw. ein Farbmodifikationsgen. Bei doppelt rezessivem Vorliegen verdünnt es die pigmentierte Fellfarbe. Sehr selten kommt es bei Dilute-Hunden zu einer irreversiblen Hauterkrankung (CDA – Color Dilution Alopecia oder Farbmutantenalopezie). Generell kann diese Erkrankung alle Dilute-Hunde betreffen, jedoch gibt es bestimmte Rassedispositionen, wo sie häufiger auftritt.

Merle: Das Merle-Gen bedingt eine charakteristische Fellscheckung. Es ist eine Veränderung auf dem Silver-Locus und hellt nur Eumelanin auf. Die Vererbung erfolgt intermediär. Heterozygote Hunde (m/M, mischerbig) sind meist gesund, während dagegen homozygote (M/M, reinerbig) Tiere mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit behindert sind. Besondere Vorsicht in der Zucht ist geboten bei dem so genannten kryptischen Merle, denn hier ist der Hund Merle-Träger, weist die Fellzeichnung aber nicht auf. Eine Verpaarung mit zwei Merle-Trägern gilt als Qualzucht und ist verboten.

Qualzucht: Qualzucht geschieht leider oft aus Unwissenheit, aber meist wird gezielt einem Modetrend folgend auf bestimmte Merkmale hin produziert (denn züchten möchte ich das nicht nennen) und die traurigen Resultate sind eigentlich behindert und können oft kein würdiges Leben führen.

EU-Heimtierausweis: Der EU-Heimtierausweis (in Europa) ist das einzige Dokument, das sowohl behördlich als auch international anerkannt ist.

Was sind Papiere und wozu brauche ich die?

Mit den „Papieren“ bezeichnet man den Identifikationsnachweis des Hundes. Auch der EU-Heimtierausweis oder der Impfpass ist ein gültiges Papier – amtlich anerkannt – bei JEDEM Hund. In der Hundezucht werden zusätzliche Papiere ausgestellt, die neben gesundheitlichen und züchterisch wertvollen Daten auch die Abstammung des Hundes beinhalten. Pedigrees, wie diese Papiere noch genannt werden, helfen den Züchtern auch, wertvolle Zuchtpartner für ihre Hunde zu finden und Inzuchten zu vermeiden.  Mit den Papieren (auch Abstammungsnachweis oder Ahnentafel) können Hunde ebenso an Ausstellungen, Zuchtschauen, Hundesport usw. teilnehmen. Ein Stammbaum dagegen führt bis zur Wurzel des Entstehens einer Hunderasse zurück.

Was sind denn nun die „richtigen“ Papiere?

Jeder Zuchtverband stellt seine eigenen Papiere aus. Die meisten Vereine züchten mehr oder weniger nach der Leitlinie des FCI, d. h. es ist ein gewisser Spielraum innerhalb der Rassestandards vorhanden. Aus diesem Grund werden Hunde oft phänotypisch, also vom äußeren Erscheinungsbild her, als vermeintlicher Rassehund erkannt. Doch letzten Endes entscheiden die „richtigen“ Papiere, ob es sich um einen Rassehund handelt oder eben nicht.

„Richtige Papiere“

Und „richtige“ Papiere sind [Trommelwirbel]: Einzig und allein Papiere, die von der FCI ausgestellt sind! In Deutschland ist der VDH der FCI unterstellte Dachverband und alle dem VDH angeschlossenen Vereine stellen somit die „richtigen“, anerkannten Papiere aus. Nur mit diesen Papieren besitzt man einen Rassehund. Alle anderen Hunde gelten, egal ob Abstammungsnachweise von anderen Vereinen vorhanden sind oder nicht, vor der FCI als Mischling. Und somit kann auch ein zu 100% durch Gentests bestätigter Vertreter einer Hunderasse ein Mischling sein, nur weil er den falschen oder gar keinen Abstammungsnachweis hat.

Möchte also jemand einen anerkannten Rassehund, so ist er an das Reglement der FCI gebunden. Für Hunde mit den falschen Papieren gilt: Es besteht innerhalb der jeweiligen dem VDH angeschlossenen Rassehundevereine die Möglichkeit, sich Registerpapiere ausstellen zu lassen.

Die Dissidenzzucht denkt da anders. Sie hat sich von der FCI losgesagt. Aus diesem Grund züchtet sie ihrerseits Rassehunde in eigenen Verbänden nach mehr oder weniger FCI Standard. Zudem verfolgt sie teilweise auch eigene Zuchtziele zum Modifizieren einer Rasse. Innerhalb von Dissidenzverbänden ist es oftmals leichter, Papiere anderer Vereine anerkannt zu bekommen. Ebenso gibt es dort eigene Ausstellungen, Zuchtschauen, Hundesportturniere etc.  Auch finden sich in der Dissidenz vereinslose Züchter.

Und was sind jetzt Vermehrer?

Das kommt auf die Betrachtungsweise an und da mag jeder seine eigene Meinung dazu haben. Meist kristallisiert sich heraus, dass viele FCI-Anhänger die Züchter außerhalb von FCI-Verbänden als Vermehrer betrachten. Auch Züchter aus Dissidenzverbänden betrachten ihrerseits FCI-Züchter als Vermehrer wie auch vereinslose Züchter.  Das ist aber so pauschal gesehen nicht richtig.

Schwarze Schafe in der Hundezucht gibt es immer wieder. Egal ob beim vermeintlich renommierten FCI- oder VDH-Züchter oder in der Dissidenz: Papiere sind kein Garant für Qualität! Auch bei der Rassehundezucht gibt es Qualzuchten und auch beim Dissidenzzüchter gibt es Gesundheitsuntersuchungen. Da hat keiner das Monopol für sich. Neue Rassen entstehen auch erst durch Verpaarungen mit verschiedenen Rassen oder gar Mischlingen durch gut geplante Projekte und Zeit. Zu behaupten, das wäre alles Vermehrung und/oder geschehe aus purer Geldgier, wie oft argumentiert wird, ist unreflektierter Blödsinn.

Vermehrer sind in meinen Augen, überspitzt gesagt, Leute, die Hunde ohne Hintergrundwissen, ohne Gesundheitsuntersuchungen und Gentests, ohne Rücksicht auf die Zuchttiere selbst und aus reiner Geldgier produzieren und die Welpen, kaum entwöhnt, an den Erstbesten teuer verkaufen.  Auch Leute, die ihre Tiere als Zuchtmaschinen missbrauchen und als reine Ware betrachten, fallen darunter. Und die gibt es leider überall.

Meine persönliche Meinung:

FCI und VDH

Die FCI als kynologische Institution sowie die ihr angegliederten Verbände genießen eine Monopolstellung. Damit das so bleibt, werden  Andersdenkende häufig diffamiert. Doch ist dieses Herabsetzen von Dissidenzzüchtern wirklich gerechtfertigt?

Der VDH beispielsweise wirbt mit dem VDH-Gütesiegel für kontrollierte Zucht und Qualität innerhalb seines Vereins. Dem gegenüber stehen die Dissidenzverbände mir ihren eigenen mehr oder weniger VDH-angeglichenen Zuchtbestimmungen. Eine Monopolstellung innezuhaben ist nie gut, denn nur Konkurrenz bringt einen dazu, ständig an sich zu arbeiten und sich zu verbessern. Ich persönlich finde es auch interessant, dass sich die FCI als internationaler Dachverband versteht, der in der Rassehundezucht den Ton angibt, jedoch „nur“ 99 Mitgliedsländer hat. Kanada, die USA, Großbritannien beispielsweise gehören nicht der FCI an. Sie führen ihre eigenen Kennel Clubs.

Dissidenz

Dissidenzzüchter gehören oftmals Verbänden an, die vereinfachte „Spielregeln“ haben, sprich die Zuchtordnung ist sehr offen gehalten oder Gesundheitskriterien bei Zuchthunden auf ein Mindestmaß beschränkt. Manche sind auch strenger mit ihren Zuchregeln. Ich persönlich schaue mir die Vereine an, denen die einzelnen Züchter angehören und nehme auch die Zuchtordnung unter die Lupe. Auch, welche Gesundheitsuntersuchungen gefordert sind und wie das umgesetzt wird.

Sowohl FCI- als auch Dissidenzverbände haben ihre Vor- und Nachteile. Schwarze Schafe gibt es, wie schon erwähnt, überall. Nichts desto trotz bleiben es alles nur Vereine und Papiere, von egal welchen Zuchtvereinen, gelten nicht als rechtsgültiges Dokument. Papier ist geduldig, menscheln tut es überall und Fehler können auch passieren.

Gentests für mehr Transparenz

Daher gilt für mich: Einzig und allein ein Gentest beweist letzten Endes ob es sich um einen Rassehund oder Mischling handelt. Mit einem Gentest kann man ebenso auf die meisten Erbkrankheiten testen und Verwandtschaftsgrade sowie Inzuchtkoeffizienten feststellen. Viele Züchter lassen nur das vom Verein Vorgeschriebene testen.  Deswegen wäre es aus meiner Sicht nur sinnvoll, alle Zuchthunde vollständig genetisch auswerten zu lassen und die Ergebnisse in einer Datenbank – für ALLE Züchter – zugänglich zu machen. Für mehr Transparenz!

Bezüglich dem Satiretext möchte ich anmerken, dass es keinesfalls darum geht, Vereinszucht in ein schlechtes Licht zu stellen. Vielmehr geht es, wie schon erwähnt, um den rauen Umgangston auf Facebook und Co. Auch auf die Rollen, die in solcherlei Diskussionen immer wieder vertreten sind. Und nicht zuletzt, um bewusst zu machen, dass vor allem Facebook nicht gerade zu einer guten, objektiven Meinungsbildung beiträgt…

Fazit:

Wenn ihr euch einen Hund anschaffen wollt, findet zuerst raus, was ihr für Ambitionen habt.  Wollt ihr einen anerkannten Rassehund, so führt euch kein Weg an einer FCI-angegliederten Zucht vorbei. Andernfalls seid ihr auch in der Dissidenz gut beraten.

Trotz allem gilt: Augen auf beim Welpenkauf! Lernt Züchter und die Zuchtstätte kennen. Informiert euch VORHER. Lasst euch Gesundheitsuntersuchungen zeigen. Und lasst euch die Zuchthunde zeigen. Lernt im besten Fall Besitzer von Nachzuchten und deren Tiere kennen.

Und falls das alles weniger eine Rolle spielt, so würde sich sicherlich auch ein Hund aus dem Tierheim über eine zweite Chance freuen.

Ich hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen. Gerne könnt ihr im folgenden Quiz testen, was ihr gelernt habt.

© Susanne Galla

3 Antworten auf „Echter Rassehund, „richtige“ Papiere und Qualitätszucht“

  1. Dissidenz=Opposition ist nicht verkehrt. Der VDH hat am meisten damit zu tun, seine Stellung aufrecht zu halten. Zum Wohl des Tieres? Sie sind dermaßen mit Optimierung beschäftigt, dass der Typ und die Gesundheit darunter leiden. Mit dem Argument, der Genpool würde zu klein werden, wird manche Untersuchung auf Erkrankung nur „empfohlen“ … naja, einer der Gründe, warum manch Züchter sich abwendet. Zum Wohl des Tieres.

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